2005-10-17 Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 241
von Peer Schader:
Es könnte jeder sein -Ein bißchen übertrieben, aber eben auch unglaublich spannend: "Die Leibwächterin" im ZDF ... Regisseur Markus Imboden hat eine derart beklemmende Bedrohlichkeitsatmosphäre geschaffen, daß man sich als Zuschauer dabei ertappt, wie man sich wie Mona nervös auf dem Bildschirm umschaut und in jedem Passanten eine Bedrohung sieht. Dauernd denkt man: Gleich passiert es. Oder: Es könnte jeder sein. "Die Leibwächterin" ist überdurchschnittlich gut gespielt, mit einer phantastischen Ulrike Folkerts als verunsicherter Leibwächterin, die den Druck kaum erträgt, der auf ihr lastet, und einem gruselig-gemeinen Peter Kremer als Erpresser, der seine Drohungen so nüchtern vorträgt, daß es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. ...2005-Oktober tittelbach.tv
von Rainer Tittelbach:
Geschichte eines weiblichen Bodyguards, der eine wagemutige Politikerin beschützen soll und gleichzeitig verraten muss, um das Leben ihres Sohnes zu retten. Folkerts & Rudnik brillieren - mal hart, mal weich, immer das Spiel zwischen privat und öffentlich im Blick, treiben sie die Handlung an und tragen den stark inszenierten Film über alle Ungereimtheiten hinweg.Infos > Handlung > Photos >
2005-10-17: Süddeutsche Zeitung
von Christopher Keil:
Frauen unter sich... Seine schönen Augenblicke hat dieser Film also auch, wenn die Frauen unter sich sind. Rudnik als Politikerin ist in ihrer Zuneigung offensiv. Es gibt einen ersten flüchtigen Kuss auf der Türschwelle, später einen ersten Ausflug ins Grüne und schließlich den ersten Sex. Es ist, wie es immer ist. Der eine will alles. Und der andere ist mit den Gefühlen, die ihm zufließen, überfordert....
Und was macht der Regisseur? Er beobachtet beide. Die eine, die sich hingibt, darin ganz zart ist und die im intriganten Politikgeschäft keine Rücksichten kennt. Und die andere, die nicht mehr klar denken kann. Sie wird von einer Frau begehrt, sie muss ihr Verhältnis zum einstigen Ehemann klären, und nebenbei kämpft sie um ihren halbwüchsigen Jungen. Der hatte sich ins Drogenmilieu verirrt, hatte sich Heroin gespritzt und wurde von der Mutter mit kaltem Entzug in der eigenen Wohnung therapiert. Die Dealerschulden bezahlte die Polizistin mit Heroin, das sie aus der Asservatenkammer gestohlen hat. So kann sie die Mafia unter Druck setzen, auch körperlich. Sie soll Termine und Routen, Gesprächspartner und Gesprächsorte ausplaudern. Verzweiflung, Erotik und Schuld sammeln sich in der Leibwächterin, und am Ende schießt sie sich den Weg zum Glück frei. Da ist der Film wie jeder moderne Großstadtwestern. Man findet allerdings viele Bilder, die vor allem bei Barbara Rudnik zeigen, dass Schauspielerei ganz ohne Aktionismus in Gesichtern stattfinden kann. Es ist allein handwerklich großartig, wie sie Freude, Schmerz, Angst und Beherrschung ausdrücken kann. Und dass Markus Imboden das mit seinem Kameramann bedient, weist auf Klasse hin. Doch auch bei Imboden verwandelt sich Ulrike Folkerts nicht in ein scheues Reh, und für eine Romantic Comedy wird man sie vermutlich weiter nicht empfehlen. Allerdings hat sie Szenen, in denen die Zeit steht, in denen sie im Kontext der Rolle Konflikte besser ausdrückt als in den Dialogen. In diesen Szenen erlebt man sie als Typ verändert, jedenfalls wird diese Leibwächterin mehr als tausend Augen gefallen.