Kritiken zum Film:
ICH HABE NEIN GESAGT
1999: TVspielfilm.de
Ein hartes Thema, feinfühlig umgesetzt"Liebe", spottet Drogerie-verkäuferin Doris (Martina Gedeck), sei für ihren Mann (Jörg Schüttauf) "'ne schnelle Nummer im Stehen". Der Kfz-Schlosser Werner interessiert sich für Fußball, nicht aber für die Gesangsambitionen seiner Frau. Als sie ihn aus Frust betrügt, sieht er rot und vergewaltigt Doris. Die wendet sich an Anwalt Danzer (Dieter Pfaff) und zeigt Werner an. Angehörige geben ihr die Schuld…
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1999-10-04: Süddeutsche Zeitung
von Thomas Thieringer:
Eine Frage der Ehe„Ich habe Nein gesagt” – ein Mann, eine Frau und die Schuld am Scheitern Er gibt den ganzen Kerl, forsch zupackend in der Arbeit als Kfz-Mechaniker und in der Freizeit als Hobby-Fußballtrainer. Zimperlich ist er auch zu Hause nicht mit der Frau, die ihm zu viel Flausen im Kopf hat und zu wenig die Wohnung in Ordnung hält. Und beim Sex wird sie zunehmend zickig, frustriert. Bei Werner (Jörg Schüttauf) und Doris (Martina Gedeck) macht sich das Elend einer Beziehung breit, in der sich die Wünsche an den anderen nicht mehr artikulieren lassen. Weil Werner sie wie sein Eigentum behandelt, über das er nach seinem Willen verfügen zu können meint, sucht sich Doris einen, von dem sie hofft, dass er sie versteht, sie tröstet. Ricky (Peter Davor) bietet sich an, Werners Chef und Freund. Als sie eines Tages erst im Morgengrauen nach Hause kommt, weil sie bei Ricky geblieben ist, lässt Werner die Machosau raus, schlägt und vergewaltigt seine Frau – immer mehr in Rage gebracht, weil sie sich wehrt. Was folgt: der Terror der Denunziation, die peinigenden Befragungen, die Feigheit des Liebhabers für eine Nacht – die Meinung, die Frau habe sich schuldig gemacht. Und Doris wankt, ob sie ihre Anzeige gegen Werner nicht doch besser zurückziehen sollte vor den Richtern, um die Familie zu retten. Was zu retten ist, rettet sie dann mit Hilfe des vorsichtig argumentierenden Rechtsanwaltes Danzer (Dieter Pfaff). Mit Ich habe Nein gesagt verhandelt die Erfolgsautorin Annemarie Schoenle (Eine ungehorsame Frau; Verdammt, er liebt mich) mit großer Umsicht ein schwieriges Thema, das gegen Tabus angeht. Markus Imboden inszenierte dies engagierte Stück in einer Sachlichkeit, die über die Gewalt zwischen einander nahe stehenden Menschen erschrecken lässt; gerade auch deshalb, weil die Schauspieler es vermeiden, ihre Figuren nur als Opfer oder als Täter erscheinen zu lassen. Denn keiner ist nur gut und keiner nur böse – das ist der Kern der Tragödien.